Die Autoren haben sich kein leichtes Thema ausgesucht, denn ein Buch über HTML5 zu schreiben ist vermutlich das, was man im allgemeinen ein bewegliches Ziel nennt. Während der Standard voraussichtlich in den nächsten 10 Jahren festgezurrt wird, ist das Thema momentan vor allem eins: Überall zu finden (um nicht zu sagen „Hype“). Und mit jeder Popularität kommen nicht nur täglich dutzende neue Quellen hinzu, sondern auch jede Menge (Halb-)Wissen und tatsächliche wie vermeintliche Experten. Die Autoren Eric Freeman und Elisabeth Robson versuchen im aktuellen Buch den Spagat zwischen Grundlagenarbeit und Aufklärung für Fortgeschrittene und machen dabei vieles richtig, indem Sie sich auf Ihre Zielgruppe besinnen und den richtigen Ton finden.
Die Zielgruppe
Die Autoren haben eine klare Zielgruppe im Visier – und das ist letztlich eines der besten Argumente für den Kauf des Buchs. Denn während sich die Webentwicklungs-Welt täglich weiterdreht und die Zahl kostenloser Tutorials und How-tos nicht kleiner wird, fällt der Einstieg und die Grundlagenarbeit gerne mal unter den Tisch. Hinzu kommt, das eigentlich jeder, der sich im Web bewegt, schonmal etwas von HTML5 gehört hat und eine Meinung vertritt, was damit gemeint ist, was es kann und was es nützt.
Und genau hier setzt Head first HTML5 Programming* an: Der Einstieg für alle, die den Umgang mit HTML/CSS gut beherschen, ggf. die ersten JavaScript-Schritte verinnerlicht haben und nach Weiterentwicklungsmöglichkeiten suchen. Hier gibt es keine HTML5-Referenz, sondern erstmal Graswurzelerklärungen, um im Anschluss zügig Fahrt aufzunehmen. Wer Webentwicklung sein Tagesgeschäft nennt wird selten so schnell die ersten 150 Seiten gelesen haben. Für die, die sich zur Zielgruppe zählen oder für die Grundlagenkenntnisse und Zusammenhänge wichtiger sind als nur funktionierende Code-Schnippsel, wurde das Buch geschrieben – funktionierenden Codeschnippsel gibt es natürlich auch.
Der Inhalt
Der Titel „HTML5 Programming“ mag zunächst etwas irreführend sein, denn was die Autoren im Buch darstellen streift Markup und semantische Strukturierung nur am Rande bzw. lässt sie nur während des Buchs mit einlaufen. Der „Programming“-Teil des Titels ist klar dominant und bedeutet letztlich nichts anderes als einen deutlichen Schwerpunkt auf die Javascript-Komponente des Dreiklangs HTML-Markup, CSS und JavaScript zu legen. Der nur sehr klein gedruckt Untertitel „A learner’s guide to building web apps with Javascript“ hätte daher ruhig größer ausfallen dürfen.
Auch wenn die Autoren beteuern, dass keine Programmierkenntnisse irgendeiner Art und insbesondere in JavaScript für die Arbeit mit dem Buch notwendig sind, kann und wird die Lernkurve für Neulinge anfangs steil sein. Man gibt sich zwar sichtlich Mühe auch für Anfänger verständlich zu schreiben und insbesondere die Motivation hochzuhalten. Trotzdem kann es nicht schaden die ersten Begegnungen mit einer Scriptsprache bereits erlebt und verinnerlicht zu haben (Tipp: Codecademy.com macht dabei einen guten Job). Dann fällt der wilde Ritt durch Kapitel fünf und folgende deutlich leichter. Nach Javascript-Grundlagen, ersten Events, functions&objects folgt der Sprung zur Geolokalisierung um sich anschließend zügig mit JSON anzufreunden und im Anschluss Bekanntschaft mit dem Canvas Element und seinen Möglichkeiten zu machen. Web storage und web workes bilden den Abschluss und auch der Anhang gibt noch nützliche Hinweise zu Frameworks, APIs und Dingen, die dem Entwickler die Arbeit erleichtern.
Selbstverständlich gibt es alle Codebeispiele zu Head First HTML5 Programming wahlweise mit und ohne Video zum Download auf den Seiten von O’Reilly bzw der Autoren, was dem Lehrling einiges an Tipparbeit erspart und das Nachvollziehen der Übungen deutlich erleichtert.
Der Stil
HTML5 Programming ist in der Head First (dt. von Kopf bis Fuß) -Serie erschienen. Wer bereits einmal ein Buch dieser Serie gelesen bzw damit gearbeitet hat weiß was ihn erwartet. Inhaltlich ist es oft der Sprung ins kalte Wasser – und das im positiven Sinn. Hier wird eher am lebenden Objekt gearbeitet, sprich mit funktionierendem Code und an hilfreichen Praxisanwendungen, als blanke Theorie zu vermitteln.
Sprachlich wie didaktisch ist das Buch eindeutig Mitglied der Head first-Familie: Auch diesmal verwendet man zunächst einige Seiten darauf das Konzept hinter der Serie zu erklären, versucht die Angst vor Fragen zu nehmen, erklärt Anfordungen und Ziele und verweist auf Sinn und Zweck praktischer Übungen. Ebenso wird klargestellt, dass hier kein Nachschlagewerk vorliegt, sondern eher ein Kursbuch. Der Umgangston ist locker und freundlich und wird nicht langweilig oder steril, auch wenn die Inhalte komplexer werden. Ziel ist es immer den Leser zu motivieren und zum Lernen zu animieren.
Die Optik folgt ebenfalls dem gewohnten Schema der Reihe: reich bebildert, mit Fotos und Skizzen, handschriftliche Notizen neben Fließtext und der Einladung zum Selbermalen. Was zunächst chaotisch und manchmal kindisch wirkt hat den einfachen Zweck den Lernenden stärker mit einzubinden und sich intensiver mit der Materie zu beschäftigen. Die Inhalte werden dabei immer wieder in unterschiedlichen Formen wiederholt und ersparen dröges Auswendiglernen.
Zugabe
Zum Buch wurde ein kurzes Einführungsvideo produziert, das ich hier gerne einbinde. Man bekommt einen ersten Eindruck und die Autoren erklären was sie sich dabei so gedacht haben. In einem zweiten Video antwortet Eric Freemann auf die Leserfrage, wie man als Neuling das Programmieren angehen kann.
Einführung ins Buch
Head First HTML5 Programming by Eric Freeman & Elisabeth Robson from Wickedly Smart on Vimeo.
Programmieren lernen?
Read Question: How to learn programming? from Wickedly Smart on Vimeo.
Fazit
„HTML5 Programming“ bzw „HTML5 Programmierung von Kopf bis Fuß“ fokussiert sich auf seine Zielgruppen: den motivierten JavaScript-Einsteiger und diejeningen, die bereits viel über HTML5 gehört und gelesen haben, aber nochmal einen Grundkurs über die Zusammenhängen und Möglichkeiten von HTML5 benötigen. Wer lediglich Codeschnippsel und Tutorials sucht oder bereits erweiterte Kenntnisse der Materie hat sollte zu einem anderen Buch greifen. HTML5- und JavaScript-Einsteiger finden hier einen angenehm unaufgeregten Erklärband, kein Nachschlagewerk, und durch die Grundlagenarbeit ganz nebenbei auch noch einen Crashkurs in JavaScript, der – mit weiteren Lernmaterialien ergänzt – die eigenen HTML5-Schritte auf ein solides Fundament stellt.
Head First HTML5 Programming
Eric Freemann & Elisabeth Robson
O’Reilly Media
Veröffentlicht: Oktober 2011
608 Seiten
Download Beispiele/Code/Videos: en / de
Grundlage für diese Rezension war die englische Ausgabe des Buchs, das mir von O’Reilly zur Verfügung gestellt wurde. Die deutsche Ausgabe „HTML5 Programmierung von Kopf bis Fuß – Webanwendungen mit HTML5 und JavaScript“ erscheint Ende April 2012 für ca. 45€, ISBN 978-3-86899-182-6 und kann zum Beispiel hier* bestellt werden
* = Amazon Affiliate Link. D.h. wenn ihr darüber bestellt, zahlt ihr den gleichen Preis wie sonst auch, aber ich bekomme eine Provision. Amazon setzt euch zur Nachverfolgung des Verkaufs beim Klick ein Cookie.
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